tisdag 19 februari 2013

V1-DS - Sprachgeschichte und -vergleich (3)

Der Verb-erst-Deklarativsatz in sprachgeschichtlicher und sprachvergleichender Perspektive


3.     Die germanischen Einzelsprachen: die grundlegende Stel­lung des finiten Verbs im selbständigen Deklarativsatz

Nach der oben geschilderten Entwicklung der Verbstellung im Germanischen kann grundsätzlich festgehal­ten werden, daß sich die grundlegende Stellung des finiten Verbs im selbständigen DS in den germanischen Einzelsprachen als V2-Stellung beschreiben läßt; die Ausnahme bildet hier das Englische, das V2- oder V3-Stellung zeigen kann. In ihren ältesten belegten Stadien zeigen mehrere der germanischen Spra­chen noch alte Züge einer späteren Stellung des Verbs als V2/V3 auch im selb­stän­di­gen DS;[1] von die­sen kann aber generell gesagt werden, daß sie im Laufe der Sprach­geschichte recht bald ver­schwinden und in den heu­ti­gen germanischen Sprachen sehr sel­ten sind.[2]
          In diesem Abschnitt soll diese Entwicklung, die also mit großer Konsequenz in Richtung V2-Stellung verläuft, anhand der Chronologie der germanischen Ein­zel­spra­chen kurz skizziert werden. Diese – notwendigerweise recht knapp gehal­te­ne – Skizze bildet den notwendigen Hintergrund der unten in 4. vor­ge­nom­menen In­ventur der V1-Stellung im selbständigen DS der germanischen Sprachen.

Zunächst zum Deutschen. Zum selbständigen Satz des Althochdeutschen ist Kuhn (1933:68) der Ansicht, daß “die verb­stel­lung […] wenig ge­ordnet” sei. Es hat jedoch den Anschein, als habe sich be­reits im Verlaufe der althochdeutschen Zeit die noch heu­te gültige Regel des Deutschen von der V2-Stel­lung als der grund­le­gen­den Verb­stellung im selbständigen DS durch­ge­setzt. Damit wird die be­reits erwähnte Entwicklung der altgermanischen Sprachen von der VL- zur V2-Stellung hin also im Verlaufe der althochdeutschen Zeit abgeschlossen.
          So stellt Ebert (1978:38) fest: “Seit der ahd. Zeit gilt also die Zweitstel­lung als Regel im aussa­genden Hauptsatz.”[3] Auf jeden Fall gegen Ende der althochdeutschen Zeit dürfte sich die V2-Stellung im selb­ständigen Satz ganz durchgesetzt haben; vgl. Behaghel (1932:15): “Mit dem Ausgang des Ahd. sind die Fälle der Nichtzweitstellung in der Prosa im we­sent­lichen verschwunden.” Diese gene­rel­l gehal­tenen Äußerungen bestätigen sich, wenn man die Literatur zu ein­zel­nen althochdeutschen Werken einsieht.[4]
          Das Althochdeutsche stellt somit eine Periode der Sprachgeschichte des Deutschen dar, in der die Tendenzen des Gemeingermanischen – allmählicher Übergang von der VL- zur V2-Stellung im selbständigen DS – fortge­führt und zum Abschluß gebracht wer­den: am Ausgang der althochdeutschen Periode ist die V2-Stellung zur Re­gel geworden.
          Bei der Behandlung der Verbstellung des “klassischen” Mittel­hochdeutschen des 12./13. Jh. ist ein Prob­lem, daß viele wichtige Texte aus dieser Zeit dem Bereich der Lyrik bzw. Epik ange­hören[5] – diese werden nicht von allen Forschern für die Wortstellungs­verhältnisse des Mittel­hochdeutschen repräsentativ gehalten. Die 20. Auflage des Standardwerks zur mittel­hochdeutschen Gram­matik von Her­mann Paul, Paul/Mo­ser/Schröb­ler (1969), verzichtet auf ein Kapitel zur Wort­stel­lung mit der Be­grün­dung, daß “eingehende Spezialunter­suchungen […] fehlen” (ebd.:483). Die §§182-200, von de­nen einige in älteren Auflagen Bemer­kun­gen zur Stel­lung des Verbs enthielten,[6] fehlen hier.[7] Re­lativ kürzlich hat auch Schrodt (1983:113) mit Bedauern festgestellt, “daß es keine umfas­sende Un­­tersuchung der mhd. WSt [= Wortstellung] gibt”. Dennoch gibt es in der For­schung einen Grund­konsens zur grundlegen­den Verbstellung im selb­stän­digen DS des Mittel­hochdeutschen; nach Paul/Mitzka (1960:173) gilt: “Im Aus­sage­satz steht das Verbum finitum an zwei­ter Stelle”.[8]
            In frühneuhochdeutscher Zeit scheint V2-Stellung im selbständigen DS vorherrschend zu sein: “im Fnhd. ist in aussagenden Hauptsätzen die Zweit­stellung des fi­ni­ten Verbs die Regel” (Philipp 1980:94, Hervorh. i.O.).[9] Vom 17. Jh. an gilt nach Admoni (1985:1540) “Zweitstellung in der über­wältigenden Mehr­heit von unabhängigen Elementarsätzen”.
          Diese Regel gilt bis in das heutige Deutsch hinein. Im selbständigen DS ist die V2-Stellung der un­markierte Fall.
          Was das Niederdeutsche betrifft, so scheinen dessen Verbstellungs­ver­hält­nis­se denen des Hoch­deutschen im Prinzip zu entsprechen. Die altniederdeutsche Überlieferung setzt im 9. Jh. ein (vgl. Krogmann 1970); das wichtigste sprach­li­che Denkmal in diesem Bereich ist das altsächsische Epos Hêliand.
          Die Verbstellung im Altsächsischen bietet vielfach ein kaum geregeltes Bild. Die Zäh­lung­en Hög­bergs (1915:2ff.) erwei­sen jedoch die V2-Stellung im selb­stän­digen DS als den Nor­mal­fall.[10] Die Verbstellungsverhältnisse im Mittel- (s. Härd 1985:1241) und im Neu­niederdeutschen (s. Stellma­cher 1990:170f.) dürften denen des Hochdeutschen der jeweils entsprechenden Zeit ähnlich sein.

Im heutigen Jid­disch[11] findet man im selb­ständigen DS die V2-Stellung des finiten Verbs als Regel. Daneben findet sie sich auch im eingebet­teten Satz.[12] Vgl. z.B.:
(A:6)   Max shikt avek dos bukh./Avrom gloybt az Max shikt avek dos bukh. [‘Max sendet das Buch ab.’/‘Avrom glaubt, daß Max das Buch ab­sen­det.’] (nach Diesing 1990a:42)
In älteren Stadien der Sprache hat es jedoch auch VL-Stellung gegeben, v.a. im eingebetteten Satz;[13] i.a. wird für das heutige Jiddisch die V2-Stel­lung als grund­le­gend vorge­schla­gen.[14] Eventuell ent­wickel­te sich das Jiddische typologisch betrachtet von hi­sto­risch älterem (S)OV nach (S)VO hin.[15]

Texte bedeutenderen Umfangs sind im Niederländischen erst aus der mit­tel­niederländischen Zeit überliefert.[16] I.d.R. herrscht hier im selb­ständigen DS V2-Stellung (van Kerckvoorde 1993:29, 37), wo­bei man das Mittelniederländische mit Jansen (1980:144) als “a moderate verb-second lan­guage” be­­zeich­nen kann.[17]
          Das heutige Niederländisch ist eine der germanischen V2-Sprachen. Wie im heutigen Deutsch be­fin­det sich im selb­ständi­gen DS das Verb unmarkiert in V2-Stellung, wäh­rend im ein­gebetteten Satz VL-Stellung ver­wen­det wird.[18]
          Ab etwa der Mitte des 17. Jh. kann im Süden Afrikas von der Existenz einer eigenen germanischen, ver­­ein­­facht gesagt auf der Grundlage des Niederländischen entstandenen Sprache aus­ge­gan­gen wer­den: dem Afri­kaans. Im modernen Afrikaans befindet sich das finite Verb im selbständigen DS in Zweit­stel­lung, wäh­rend im ein­ge­bet­te­ten Satz VL-Stellung die Regel ist.[19]

Das Friesische gehört zu den germanischen V2-Sprachen. In seinen älteren Sprachstufen (Alt­friesisch ab etwa Ende des 13. Jh. bis um 1550) ist das Friesische bzgl. der Verbstellung der heutigen Spra­che sehr ähnlich (vgl. van der Meer 1990). Im heutigen Friesischen finden wir im selbständigen de­kla­rativen Satz V2-Stel­lung, im eingebetteten Satz VL-Stellung.[20]

Die skandinavischen Sprachen sind schon vergleichsweise früh be­legt. Als grundlegende Verbstellung in den ältesten be­leg­ten Formen des Skandinavischen, dem Altnordischen, kann für den selb­ständigen DS VL an­ge­setzt wer­den,[21] also die gleiche Verbstellung, wie wir sie oben für das Ur­g. an­ge­nom­men haben.[22] Man vgl. etwa den be­kann­ten Beleg vom golde­nen Horn von Gallehus aus dem 4. Jh. n. Chr.:[23]
(A:7)   ek hlewagstir holtijar horna tawido [‘I Hlewagst of Holt horn made’] (Gallehus, bei Faar­lund 1994:66)
Antonsen (1975:24) findet in seinem Corpus derjenigen nordwest­ger­manischen[24] Ru­nen­­inschriften aus der Zeit von etwa 150 bis etwa 550 n. Chr., die in bezug auf die Verbstellung verwertbar sind, in 71% der Fälle VL-Stel­lung.[25] Er kommt bezüglich dieser ältesten Inschriften zum Schluß (ebd.): “It is clear that the normal, unmarked order in indicative sentences is S + O + V”.[26]
          Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich die Verbstellung im skandinavischen selb­stän­digen DS in Richtung V2-Stellung.[27] In der Literatur wird ein­mütig da­von ausgegangen,[28] daß im Altnordischen die V2-Stellung schon recht bald zur klar vorherrschenden Regel im selb­stän­di­gen DS gewor­den ist.[29] Diese finden wir dann auch in den ältesten Stadien der skandinavischen Einzelspra­chen vor:
          Im ältesten Dänischen[30] finden sich noch ver­ein­zelt Fälle von VL-Stellung bzw. spä­terer Stellung des Verbs als V2 im selb­stän­di­gen DS;[31] schon früh jedoch dominiert die V2-Stel­lung. Im heutigen Dänisch weisen selbständige DS V2-Stellung auf (vgl. etwa Haberland 1994a:336).
          Texte in färöischer Sprache gibt es erst seit gut 200 Jahren.[32] Daher ist es kaum möglich, in die Verbstellungsverhältnisse älterer Stadien der Sprache Ein­blick zu erhalten. Das heutige Färöisch ist eine der germanischen V2-Spra­chen. Die grund­le­gende Stel­lung des Verbs im selbständigen DS ist die V2-Stellung.
          Das Altisländische zeigt im selbständigen DS konsequent keine spätere Stellung als V2. Vgl. beispielsweise Bean (1983:49): “the lan­guage is fairly strict V-2”.[33] Das heutige Isländisch ist eine der germanischen V2-Sprachen; es weist i.d.R. in selb­ständigen DS V2-Stellung auf.[34]
          Im heutigen Norwegischen steht im selb­ständigen DS das finite Verb – wie schon seit altnorwegischer Zeit – regel­mä­ßig an zweiter Stelle.[35]
          Die Verbstellungstendenzen des späten Altnordischen fortsetzend, zeigt das Alt­schwe­di­sche im selbständigen DS überwiegend V2-Stel­lung.[36] Die Verbstellungsverhältnisse im selbständigen DS entsprechen seit Be­ginn der neu­schwedischen Zeit, d.h. etwa seit dem 16. Jh., in ihren Grund­zü­gen de­nen des modernen Schwe­disch, das eine der germanischen V2-Sprachen ist.[37] Dies bedeutet V2-Stel­lung als grundlegende Verbstellung im selbständigen DS.[38]

Die sprachgeschichtliche Überlieferung des Englischen beginnt mit dem Altenglischen. Zum Altenglischen ist – nicht zuletzt in der neueren For­schung – mehrheitlich die Auffassung vertreten wor­den, daß VL als die grund­legende Verbstellung zu betrachten ist.[39] Das Altenglische hat diese Stellung aus dem Urgermanischen übernommen.[40] VL-Stellung fin­det sich im Altenglischen sowohl in selbständigen als auch in eingebetteten DS.[41]
          Die im ältesten Altenglischen recht häufige VL-Stellung wird im Laufe der Zeit sel­tener.[42] Schon im Ver­lauf der altenglischen Peri­ode nimmt die Zahl der Belege mit früherer Stellung des Verbs als VL (im Sinne ei­ner Mittel­stellung, i.d.R. V2 bzw. V3) im selbständigen Satz deut­lich zu.[43] Damit deutet sich auch ein wichtiger Wandel von zu­grun­de­lie­gen­der VL-Stellung in Richtung V2- oder V3-Stellung an,[44] der im Übergang zum Mittelenglischen abgeschlossen gewesen sein dürfte. Manche Forscher sind der Ansicht, das Altenglische sei (zeitweise) durch eine Art der sog. V2-Beschränkung cha­rak­te­risiert gewesen, wie sie i.d.R. für die übrigen heutigen germanischen Sprachen angesetzt wird.[45]
          Im allgemeinen wird angenommen, daß mit dem Übergang vom Alt- zum Mit­tel­englischen der Wandel des Englischen von der VL-Stellung hinweg (bzw. von OV- nach VO-Stel­lung) voll­­zo­gen ist.[46] Diese Entwicklung dürfte etwa in der zweiten Hälfte des 12. Jh. ab­ge­schlossen gewesen sein.[47] Nach dieser Zeit weist der selbständige DS des Englischen i.d.R. V2-, u.U. auch V3-Stellung auf.[48] So entspricht die Verb­stel­lung des Frühneuenglischen, d.h. des Englischen ab ca. 1500 (s. etwa van Ke­me­nade 1994:110) im Prinzip der des heutigen Englisch, d.h. der selb­ständige Satz zeigt V2- oder V3-Stellung.[49] Der Ver­lust der eventuell früher vor­han­de­n gewesenen sog. V2-Be­schrän­kung des Eng­lischen wird auf ei­nen Zeitraum an­ge­setzt, der einige hundert Jahre nach dem typo­lo­gi­schen Wan­­del OV zu VO liegt und den Über­gang vom Mittel- zum Frühneuenglischen mar­kiert: “Verb second was lost at the close of the Middle English period” (van Ke­me­na­de 1994:135).[50]

Mit diesem sehr groben Überblick sollen die Verbstellungsverhältnisse im selbständigen DS der germanischen Sprachen als in erster Annäherung erfaßt gelten. Damit ist der Hintergrund gegeben, vor dem im nächsten Abschnitt die V1-Stellung im selbständigen DS der germanischen Sprachen untersucht werden kann.
 


[1]Wie bekannt hält sich die VL-Stellung in mehreren Sprachen bis auf den heutigen Tag im ein­gebetteten Satz; so im Deutschen, Niederländischen, Friesischen und im Afrikaans.
[2]Sie können u.U. in der Poesie, in Sprichwörtern u.ä. vorkommen.
[3]In diesem Sinne auch Reis (1909:218). Ries (1907:26) scheint zur Annahme zu neigen, daß zu­mindest im frühen Althochdeutsch die V2-Stel­lung noch nicht ausschließlich vor­ge­herrscht habe. Vgl. a. Schrodt (1983:126), Krauel (1989).
[4]Im althochdeutschen Isidor ist die V2-Stellung die Regel; vgl. Rannow (1888:112ff.), Reis (1901:219), Fourquet (1938:132, 156), Ebert (1978:37f.). So auch im althochdeutschen Tatian, s. Ruhfus (1897:73), Reis (1901:215), vgl. Sonderegger (1987:100ff.). Dieselbe Tendenz findet sich im Werk Ot­frids, s. Erdmann (1874), Ohly (1888). Auch bei Notker ist V2 die grundlegende Stellung im selbständigen DS, s. Reis (1901:215), Lenk (1910:280), Lawson (1973:65), Bolli (1975:5ff., 155ff.), Näf (1979:114, 146), Penzl (1986:101), Valentin (1994:284ff.).
[5]Vgl. z.B. Maurer (1924:154): “mit Prosa sind wir allerdings für diese Zeit schlecht daran”. – Im Spätmittel­hochdeutschen wächst dann allerdings die Anzahl auch der Prosatexte (vgl. z.B. Schieb 1970:348f.).
[6]Z.B.in der 8. Aufl., vgl. Paul (1911), oder der 18. Aufl., vgl. Paul/Mitzka (1960).
[7]Auch die z.Zt. neueste, die 23. Auflage der Paulschen Grammatik, Paul/Wiehl/Grosse (1989), ver­zich­tet auf ein Ka­pi­tel zur Wort­stel­lung (s. ebd.:§ 301).
[8]So u.a. auch McKnight (1897a:165), Paul (1911:88f.), Biener (1922b:175), Maurer (1926:182), Horacek (1953:275), Reis (1974:317), de Boor/Wisniewski (1984:164), Grosse (1985:1157), Penzl (1989:120).
[9]So auch Penzl (1984:126).
[10]So auch Smith (1971:130ff.), Rauch (1992:24). Hop­per (1975:83f.) setzt allerdings SOV, d.h. den Typ mit VL-Stel­lung, als “the basic clause type” des As. an. Der ein­gebettete Satz weist häufig VL-Stellung auf. Nach Ries (1880:109) ist im As. des Hê­li­and bereits ein deut­li­cher Unterschied in der Verb­stel­lung des selbständigen bzw. des ein­­ge­betteten Satzes fest­stell­bar. S. mit statistischen Anga­ben Ries (ebd.), Högberg (1915:23); vgl. a. Fourquet (1938:200), Smith (1971:178ff.), Hop­per (1975:84)
[11]Das Ostjiddische bildet die wichtigste Grundlage des heutigen Jiddisch; wo hier vom Jiddischen ge­spro­chen wird, bezieht sich dies, soweit nicht an­ders vermerkt, auf das Ostjiddische bzw. das dar­aus entstandene heutige Jiddisch.
[12]S. z.B. Weinreich (1971:33, 330, 1980:22f., 32), Birnbaum (1979:92), Hall (1979:254ff.), Waletzky (1980:237), Kiefer (1985:1209), den Besten/Moed-van Walraven (1986:111f.), Diesing (1990a:41ff.), Geilfuß (1990:170), Miner (1990:123), Jacobs/Prince/van der Auwera (1994:409). – V2-Stellung im eingebetteten Satz ist unter den heutigen germanischen Spra­chen eher un­ge­wöhn­lich.
[13]S. Birnbaum (1979:92), Santorini (1993:242). Belege etwa bei Santorini (1992:606f., 1995:60).
[14]Vgl. die soeben angeführte Literatur. – Als abstrakte, “tiefenstrukturell” vorliegende Ab­fol­gen sind zuweilen auch SOV bzw. VSO vorgeschlagen worden; vgl. für SOV Geilfuß (1990), für VSO Hall (1979:261, 283).
[15]S. Santorini (1992:598, Anm. 6, 1993:235ff., 1995:59ff.). Noch im heutigen Jidd. finden sich deutliche Reste einer älteren SOV-Abfolge; s. v.a. den Besten/Moed-van Walraven (1986:116ff.), Jacobs/Prince/van der Auwera (1994:411).
[16]Nach van Kerckvoorde (1993:1) und Burridge (1993:4f.) kann man für die mnl. Zeit in etwa die Jahreszahlen 1160/70 bis 1500 ansetzen; ähnlich van Loey (1970:253), Donaldson (1983:127).
[17]Damit ist gemeint, daß die V2-Beschränkung im Mnl. nicht gleichermaßen strikt galt wie im modernen Nl. Vgl. hier­zu auch Burridge (1993:206), Gerritsen (1980:Anm. 2). Im mnl. Kor­pus Burridges (vgl. 1993:25f.) beispielsweise zei­gen mehr als 91% aller selbständigen DS V2-Stellung. Weerman (1989:160ff.) weist darauf hin, daß es für das Mnl. so­wohl (S)VO- als auch (S)OV-Evidenzen gebe; er gibt jedoch in seiner Analyse (S)OV als der abstrakt zu­grun­de­lie­gen­den Stellung den Vorzug (ebd.:163).
[18]S. überblickshalber etwa van de Velde (1972), Jansen (1981:52ff.), Donaldson (1983:70ff.), ANS (1984), De Schutter (1994). – Als abstrakt zugrundeliegende Struktur des heu­tigen Nl. wird – analog zum Deutschen – spätestens seit Koster (1975) meist SOV ange­nom­men; vgl. u.a. van Kemenade (1987:46), Jordens (1990:1407), De Schutter (1994:466). Anders im sog. minimalistischen Rahmen z.B. Zwart (1993).
[19]Vgl. u.a. Ponelis (1979:Kap. 21, 1993:315ff., 339f.), Waher (1982:72), Donaldson (1993:Kap. 12, 1994). – Zur abstrakt zugrundeliegenden Wortstellung äußert sich Waher (1982:52) wie folgt: “it is generally accepted that Afri­kaans is to be considered an SOV lan­guage”.
[20]S. de Haan (1983:37), de Haan/Weerman (1986:78f. sowie Anm. 2), van der Meer (1988:325f.), Hoek­stra/Tiersma (1994:523ff.). – Als abstrakt zu­grundeliegende Wort­stellung wird vielfach SOV angenommen; vgl. de Haan (1983:38), de Haan/Weer­man (1986:78, 89) so­wie Hoekstra (1992:101).
[21]S. Wessén (1965:224), Faarlund (1994:66).
[22]Neckel (1908:476) betrachtet diese Stellung im Altnordischen als aus dem Urgermanischen ererbt. Ähnlich auch Lol­les­gaard (1920:9), Larsson (1931:37), Faarlund (1994:67). Vgl. a. Braunmüller (1982:138f., Anm. 9), Penzl (1994:18, 77).
[23]S. weiter Rooth (1984) und dort verzeichnete Literatur.
[24]Nordwestgermanisch im Sinne Antonsens “can be considered the parent language […] of the later Scand[inavian]” (Antonsen 1975:26).
[25]Belege u.a. bei Lollesgaard (1920:7f.), Salberger (1950), Wessén (1965:224), Smith (1971:157), Antonsen (1975), Ureland (1978, 1989:272, Anm. 2, Anm. 3).
[26]So auch Nygaard (1900:211), Biener (1922b:168), Dressler (1969:17), Smith (1971:157), Stockwell (1977:291), Ebert (1978:36), Bleckert (1993:32, 38). Vgl. a. McKnight (1897a:172ff.), Wen­ning (1930:3), Ureland (1978).
[27]Diese ist schon früh belegt. Ureland (1989:254) geht für das “Proto-Scandinavian” von ei­nem Nebeneinander von V2- und VL-Stellung aus; ebenso Behaghel (1932:13f.). Vgl. a. Lol­les­gaard (1920:9), Salberger (1950:11), Wessén (1965:223), Ureland (1978), Ny­ström/Saa­ri (1983:19).
[28]So z.B. Nygaard (1900:219, 1905:344), de Boor (1922:5), Larsson (1931:37), Åkerlund (1935:121), Smith (1971:97ff.), Antonsen (1975:25), Friedrich (1976:471), Jörgensen (1987:118, 127), Spurk­land (1989:137), Ureland (1989:254ff.), Faarlund (1994:64). – Faar­lund (1994:66) nimmt weiter für das Altnordische das Vorliegen der sog. V2-Be­schrän­kung an: “The verb-second constraint can be said to be absolute in Old Scandinavian”.
[29]Im eingebetteten Satz folgt das Altnordische diesem Mu­ster des selb­stän­di­gen Satzes und geht dort ebenfalls dazu über, das Verb an die zweite Stelle zu stellen – wobei die Konjunktion des ein­gebetteten Satzes hier natürlich nicht als Satz­glied gezählt wird; an­son­sten müßte man von Stel­lung an dritter Stelle sprechen. S. Nygaard (1900:231, 1905:344), Jör­gensen (1987:123f.), Faar­lund (1994:67).
[30]Die ältesten Texte in dänischer Sprache stammen nach Haberland (1994a:313) aus der Zeit um 1200.
[31]Vgl. Lollesgaard (1920:16ff.), Wenning (1930:8f.).
[32]S. Barnes/Weyhe (1994:190).
[33]S. a. Nygaard (1900:215, 1905:344), Heusler (1962:169), Rieger (1968:92), Kossuth (1980:134), Platzack (1985). Zur Verbstellung im eingebetteten Satz, vgl. Nygaard (1905:344f.), Neckel (1908:476), Kuhn (1933:58ff.), Heusler (1962:170ff.).
[34]Vgl. Thráinsson (1984:2, 1986:170f., 1994:181), Rögn­valds­son/Thráins­son (1990:3f.), Si­gurs­son (1990:43f.).
[35]Vgl. etwa Vinje (1979), Christoffersen (1980:118), Spurkland (1989:137), Lie (1990), Askedal (1994). Zum dia­lektalen Fortleben von Resten älterer VL-Stellung im Norwegischen s. Aasen (1864) und v.a. Iversen (1929).
[36]So z.B. de Boor (1922:5), Wenning (1930:4), Larsson (1931:41), Åkerlund (1935:121, 135, 205), Wenning (1944:25), Wessén (1965:224); in den ältesten Runeninschriften aus der Zeit zwischen etwa 800 und 1100 u.Z. finden sich zuweilen noch VL-Belege, vgl. de Boor (1922:9), Wessén (1965:224), Bleckert (1993:37f.). Auch im eingebette­ten Satz nimmt das finite Verb in zunehmendem Maße eine nicht-letzte Stelle in Satz ein. So z.B. Åkerlund (1935:121, 242, 1944:1); vgl. Larsson (1931:72ff.).
[37]Zur Verbstellung im Schwedischen vgl. u.a. Thorell (1973:226ff.), Jörgensen/Svensson (1986:136ff.), Platzack (1986), Holmes/Hinchliffe (1994), Andersson (1993:138ff., 1994:302f.), SAG (i.V.).
[38]Zu dialektalen Resten der älteren VL-Stellung v.a. in eingebetteten Sätzen s. Levander (1909:122), Bleckert (1993:39).
[39]So z.B. Hopper (1975:82ff.), Lightfoot (1977:210), Stockwell (1977), Bean (1983:84), van Kemenade (1987:14ff., 1993, 1994:135), Koopman (1990:22), Stock­well/Minkova (1991:376, 399), Traugott (1992:274), Dem­ske-Neumann (1994:42ff.), Ki­par­sky (1995:152f.). S.a. die Überblicke in Pintzuk (1991:64ff.), Fischer (1992:370ff.), Denison (1993:27ff.), Lass (1994:216ff.). – Anders etwa Friedrich (1976:471), D.A. Schmidt (1980:66), Reddick (1982).
[40]S. Yoshida (1982:334f.), Bammesberger (1992:60).
[41]Jeweils ein Beispiel: Her Claudius oer Romana cyninga Bretene lond gesohte. ‘In this year Claudius, the second Roman king, sought the land of the British.’ (Chron A 6.23-24 (47), Reddick 1982:42); (him eac geheton) æt hiera kyning fulwiht onfon wolde ‘((they) him also promised) that their king baptism receive would’ (ASC A878.21, Bean 1983:94). Vgl. u.a. Sweet (1898:6), Ries (1907), Hübener (1916:289ff.), Lollesgaard (1920:6f.), Redin (1925:203), Curme (1931:351f.), Be­haghel (1955:259), Quirk/Wrenn (1958:94), Bac­quet (1962:617ff.), Campbell (1964:193), Shannon (1964:11f., 44), Strang (1970:346), Hop­per (1975:52f., 83ff.), Stock­well (1977:305), Bean (1983:passim), Mitchell (1985:965ff., 981f.), Mitchell/Robinson (1986:64), Weerman (1989:181), Stock­well/Min­ko­va (1991:passim), Robinson (1992:164ff.), Kiparsky (1995:141), Weimann (1995:136).
[42]Diese Entwicklung beginnt wohl zuerst im selbständigen Satz und greift dann später auch auf den eingebetteten Satz über. Vgl. die gründliche Diskussion zur Chronologie dieser Ent­wick­lung in Stockwell/Minkova (1991); s. eben­falls die dort angeführte Literatur. Vgl. Lightfoot (1977:197), Penzl (1994:76ff.).
[43]S. Smith (1893), Sweet (1898:5f.), Curme (1931:352), Fourquet (1938:193), Quirk/Wrenn (1958:92), Strang (1970:101, 348), Kohonen (1978:14), Bean (1983:66, 130), Mitchell (1985:962), Traugott (1992:276ff.), Lass (1994:224).
[44]Vgl. Stockwell (1977), Kohonen (1978:133), Ramat (1981:197), Stockwell/Minkova (1991:399), Danchev (1991), Lass (1994:225). – Nach Stockwell (1977) verlief dieser Wandel von VL über ein V1-Stadium zum Endresul­tat Mittelstellung. Breivik (1989:60) möchte nicht aus­schließen, daß V1-DS des Altenglischen als “relics from the VSO stage” zu betrachten sind.
[45]So etwa van Kemenade (1987:42ff., 1993, 1994:132ff.), Minkova/Stockwell (1992:148), Platzack (1995b). Es muß jedoch betont werden, daß diese Be­schrän­kung sowohl in sog. SVO- (vgl. etwa Skandinavisch) als auch in sog. SOV-Sprachen (vgl. u.a. Deutsch) vorliegen kann. Ihr Vor­kommen läßt an sich keine definitiven Schlüsse auf eine abstrakt zu­grunde­liegende Verb­stel­lung zu (vgl. van Kemenade 1987:174f., 1993:236). Zur Schwäche der V2-Beschrän­kung im Altenglischen vgl. auch die sehr vorsichtigen Formulierungen bei Stockwell (1984:576), Min­ko­va/Stock­well (1992:143), Lass (“This tendency was never as strict in O[ld] E[nglish] as it later be­came in the other Germanic languages”, 1994:225). Vgl. a. Bean (1983:79), Denison (1987:151), Weer­man (1989:182), Traugott (1992:275f.), Breivik/Swan (1994:14).
[46]Vgl. die oben erwähnte Literatur.
[47]Vgl. Kohonen (1978:133): “the SXV–SVX shift was essentially completed by ca. 1200”. S.a. Fries (1940:203), Mitchell (1964:143), Kohonen (1978:133), Stock­well/Minkova (1991:395), Minkova/Stockwell (1992:151), Denison (1993:34, 58), van Kemenade (1987:175ff., 1994:137), Breivik/Swan (1994:36), Kiparsky (1995:152).
[48]Von einem Fortleben der oben erwähnten V2-Beschränkung noch im Mittelenglischen gehen u.a. aus: van Kemenade (1987, 1993, 1994), Fischer (1992), Platzack (1995b). Im eingebetteten Satz hält sich die VL-Stellung etwas länger als im selbständigen (vgl. Stock­well/Minkova 1991:382); ihre Frequenz nimmt aber auch hier rasch ab. S. Shores (1971:90), Fischer (1992:373), Penzl (1994:88).
[49]Zu einigen Unterschieden im Detail vgl. Jacobsson (1951), Traugott (1972:160f.), Brei­vik/Swan (1994)
[50]Vgl. Kohonen (1978:133), D.A. Schmidt (1980), van Kemenade (1987:174ff.), Stock­well/Min­ko­va (1991:395), Deni­­son (1993:52), Breivik/Swan (1994:36). Die Entwicklung wird zu­wei­len auf den Einfluß des Französischen zu­rück­ge­führt; vgl. Ureland (1978:138, Anm. 2).

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