3. Die germanischen Einzelsprachen: die grundlegende Stellung des finiten Verbs im selbständigen Deklarativsatz
Nach der oben geschilderten Entwicklung der Verbstellung im Germanischen kann grundsätzlich festgehalten werden, daß sich die grundlegende Stellung des finiten Verbs im selbständigen DS in den germanischen Einzelsprachen als V2-Stellung beschreiben läßt; die Ausnahme bildet hier das Englische, das V2- oder V3-Stellung zeigen kann. In ihren ältesten belegten Stadien zeigen mehrere der germanischen Sprachen noch alte Züge einer späteren Stellung des Verbs als V2/V3 auch im selbständigen DS;[1] von diesen kann aber generell gesagt werden, daß sie im Laufe der Sprachgeschichte recht bald verschwinden und in den heutigen germanischen Sprachen sehr selten sind.[2]
In diesem Abschnitt soll diese Entwicklung, die also mit großer Konsequenz in Richtung V2-Stellung verläuft, anhand der Chronologie der germanischen Einzelsprachen kurz skizziert werden. Diese – notwendigerweise recht knapp gehaltene – Skizze bildet den notwendigen Hintergrund der unten in 4. vorgenommenen Inventur der V1-Stellung im selbständigen DS der germanischen Sprachen.
Zunächst zum Deutschen. Zum selbständigen Satz des Althochdeutschen ist Kuhn (1933:68) der Ansicht, daß “die verbstellung […] wenig geordnet” sei. Es hat jedoch den Anschein, als habe sich bereits im Verlaufe der althochdeutschen Zeit die noch heute gültige Regel des Deutschen von der V2-Stellung als der grundlegenden Verbstellung im selbständigen DS durchgesetzt. Damit wird die bereits erwähnte Entwicklung der altgermanischen Sprachen von der VL- zur V2-Stellung hin also im Verlaufe der althochdeutschen Zeit abgeschlossen.
So stellt Ebert (1978:38) fest: “Seit der ahd. Zeit gilt also die Zweitstellung als Regel im aussagenden Hauptsatz.”[3] Auf jeden Fall gegen Ende der althochdeutschen Zeit dürfte sich die V2-Stellung im selbständigen Satz ganz durchgesetzt haben; vgl. Behaghel (1932:15): “Mit dem Ausgang des Ahd. sind die Fälle der Nichtzweitstellung in der Prosa im wesentlichen verschwunden.” Diese generell gehaltenen Äußerungen bestätigen sich, wenn man die Literatur zu einzelnen althochdeutschen Werken einsieht.[4]
Das Althochdeutsche stellt somit eine Periode der Sprachgeschichte des Deutschen dar, in der die Tendenzen des Gemeingermanischen – allmählicher Übergang von der VL- zur V2-Stellung im selbständigen DS – fortgeführt und zum Abschluß gebracht werden: am Ausgang der althochdeutschen Periode ist die V2-Stellung zur Regel geworden.
Bei der Behandlung der Verbstellung des “klassischen” Mittelhochdeutschen des 12./13. Jh. ist ein Problem, daß viele wichtige Texte aus dieser Zeit dem Bereich der Lyrik bzw. Epik angehören[5] – diese werden nicht von allen Forschern für die Wortstellungsverhältnisse des Mittelhochdeutschen repräsentativ gehalten. Die 20. Auflage des Standardwerks zur mittelhochdeutschen Grammatik von Hermann Paul, Paul/Moser/Schröbler (1969), verzichtet auf ein Kapitel zur Wortstellung mit der Begründung, daß “eingehende Spezialuntersuchungen […] fehlen” (ebd.:483). Die §§182-200, von denen einige in älteren Auflagen Bemerkungen zur Stellung des Verbs enthielten,[6] fehlen hier.[7] Relativ kürzlich hat auch Schrodt (1983:113) mit Bedauern festgestellt, “daß es keine umfassende Untersuchung der mhd. WSt [= Wortstellung] gibt”. Dennoch gibt es in der Forschung einen Grundkonsens zur grundlegenden Verbstellung im selbständigen DS des Mittelhochdeutschen; nach Paul/Mitzka (1960:173) gilt: “Im Aussagesatz steht das Verbum finitum an zweiter Stelle”.[8]
In frühneuhochdeutscher Zeit scheint V2-Stellung im selbständigen DS vorherrschend zu sein: “im Fnhd. ist in aussagenden Hauptsätzen die Zweitstellung des finiten Verbs die Regel” (Philipp 1980:94, Hervorh. i.O.).[9] Vom 17. Jh. an gilt nach Admoni (1985:1540) “Zweitstellung in der überwältigenden Mehrheit von unabhängigen Elementarsätzen”.
Diese Regel gilt bis in das heutige Deutsch hinein. Im selbständigen DS ist die V2-Stellung der unmarkierte Fall.
Was das Niederdeutsche betrifft, so scheinen dessen Verbstellungsverhältnisse denen des Hochdeutschen im Prinzip zu entsprechen. Die altniederdeutsche Überlieferung setzt im 9. Jh. ein (vgl. Krogmann 1970); das wichtigste sprachliche Denkmal in diesem Bereich ist das altsächsische Epos Hêliand.
Die Verbstellung im Altsächsischen bietet vielfach ein kaum geregeltes Bild. Die Zählungen Högbergs (1915:2ff.) erweisen jedoch die V2-Stellung im selbständigen DS als den Normalfall.[10] Die Verbstellungsverhältnisse im Mittel- (s. Härd 1985:1241) und im Neuniederdeutschen (s. Stellmacher 1990:170f.) dürften denen des Hochdeutschen der jeweils entsprechenden Zeit ähnlich sein.
Im heutigen Jiddisch[11] findet man im selbständigen DS die V2-Stellung des finiten Verbs als Regel. Daneben findet sie sich auch im eingebetteten Satz.[12] Vgl. z.B.:
(A:6) Max shikt avek dos bukh./Avrom gloybt az Max shikt avek dos bukh. [‘Max sendet das Buch ab.’/‘Avrom glaubt, daß Max das Buch absendet.’] (nach Diesing 1990a:42)
In älteren Stadien der Sprache hat es jedoch auch VL-Stellung gegeben, v.a. im eingebetteten Satz;[13] i.a. wird für das heutige Jiddisch die V2-Stellung als grundlegend vorgeschlagen.[14] Eventuell entwickelte sich das Jiddische typologisch betrachtet von historisch älterem (S)OV nach (S)VO hin.[15]
Texte bedeutenderen Umfangs sind im Niederländischen erst aus der mittelniederländischen Zeit überliefert.[16] I.d.R. herrscht hier im selbständigen DS V2-Stellung (van Kerckvoorde 1993:29, 37), wobei man das Mittelniederländische mit Jansen (1980:144) als “a moderate verb-second language” bezeichnen kann.[17]
Das heutige Niederländisch ist eine der germanischen V2-Sprachen. Wie im heutigen Deutsch befindet sich im selbständigen DS das Verb unmarkiert in V2-Stellung, während im eingebetteten Satz VL-Stellung verwendet wird.[18]
Ab etwa der Mitte des 17. Jh. kann im Süden Afrikas von der Existenz einer eigenen germanischen, vereinfacht gesagt auf der Grundlage des Niederländischen entstandenen Sprache ausgegangen werden: dem Afrikaans. Im modernen Afrikaans befindet sich das finite Verb im selbständigen DS in Zweitstellung, während im eingebetteten Satz VL-Stellung die Regel ist.[19]
Das Friesische gehört zu den germanischen V2-Sprachen. In seinen älteren Sprachstufen (Altfriesisch ab etwa Ende des 13. Jh. bis um 1550) ist das Friesische bzgl. der Verbstellung der heutigen Sprache sehr ähnlich (vgl. van der Meer 1990). Im heutigen Friesischen finden wir im selbständigen deklarativen Satz V2-Stellung, im eingebetteten Satz VL-Stellung.[20]
Die skandinavischen Sprachen sind schon vergleichsweise früh belegt. Als grundlegende Verbstellung in den ältesten belegten Formen des Skandinavischen, dem Altnordischen, kann für den selbständigen DS VL angesetzt werden,[21] also die gleiche Verbstellung, wie wir sie oben für das Urg. angenommen haben.[22] Man vgl. etwa den bekannten Beleg vom goldenen Horn von Gallehus aus dem 4. Jh. n. Chr.:[23]
(A:7) ek hlewagstir holtijar horna tawido [‘I Hlewagst of Holt horn made’] (Gallehus, bei Faarlund 1994:66)
Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich die Verbstellung im skandinavischen selbständigen DS in Richtung V2-Stellung.[27] In der Literatur wird einmütig davon ausgegangen,[28] daß im Altnordischen die V2-Stellung schon recht bald zur klar vorherrschenden Regel im selbständigen DS geworden ist.[29] Diese finden wir dann auch in den ältesten Stadien der skandinavischen Einzelsprachen vor:
Im ältesten Dänischen[30] finden sich noch vereinzelt Fälle von VL-Stellung bzw. späterer Stellung des Verbs als V2 im selbständigen DS;[31] schon früh jedoch dominiert die V2-Stellung. Im heutigen Dänisch weisen selbständige DS V2-Stellung auf (vgl. etwa Haberland 1994a:336).
Texte in färöischer Sprache gibt es erst seit gut 200 Jahren.[32] Daher ist es kaum möglich, in die Verbstellungsverhältnisse älterer Stadien der Sprache Einblick zu erhalten. Das heutige Färöisch ist eine der germanischen V2-Sprachen. Die grundlegende Stellung des Verbs im selbständigen DS ist die V2-Stellung.
Das Altisländische zeigt im selbständigen DS konsequent keine spätere Stellung als V2. Vgl. beispielsweise Bean (1983:49): “the language is fairly strict V-2”.[33] Das heutige Isländisch ist eine der germanischen V2-Sprachen; es weist i.d.R. in selbständigen DS V2-Stellung auf.[34]
Im heutigen Norwegischen steht im selbständigen DS das finite Verb – wie schon seit altnorwegischer Zeit – regelmäßig an zweiter Stelle.[35]
Die Verbstellungstendenzen des späten Altnordischen fortsetzend, zeigt das Altschwedische im selbständigen DS überwiegend V2-Stellung.[36] Die Verbstellungsverhältnisse im selbständigen DS entsprechen seit Beginn der neuschwedischen Zeit, d.h. etwa seit dem 16. Jh., in ihren Grundzügen denen des modernen Schwedisch, das eine der germanischen V2-Sprachen ist.[37] Dies bedeutet V2-Stellung als grundlegende Verbstellung im selbständigen DS.[38]
Die sprachgeschichtliche Überlieferung des Englischen beginnt mit dem Altenglischen. Zum Altenglischen ist – nicht zuletzt in der neueren Forschung – mehrheitlich die Auffassung vertreten worden, daß VL als die grundlegende Verbstellung zu betrachten ist.[39] Das Altenglische hat diese Stellung aus dem Urgermanischen übernommen.[40] VL-Stellung findet sich im Altenglischen sowohl in selbständigen als auch in eingebetteten DS.[41]
Die im ältesten Altenglischen recht häufige VL-Stellung wird im Laufe der Zeit seltener.[42] Schon im Verlauf der altenglischen Periode nimmt die Zahl der Belege mit früherer Stellung des Verbs als VL (im Sinne einer Mittelstellung, i.d.R. V2 bzw. V3) im selbständigen Satz deutlich zu.[43] Damit deutet sich auch ein wichtiger Wandel von zugrundeliegender VL-Stellung in Richtung V2- oder V3-Stellung an,[44] der im Übergang zum Mittelenglischen abgeschlossen gewesen sein dürfte. Manche Forscher sind der Ansicht, das Altenglische sei (zeitweise) durch eine Art der sog. V2-Beschränkung charakterisiert gewesen, wie sie i.d.R. für die übrigen heutigen germanischen Sprachen angesetzt wird.[45]
Im allgemeinen wird angenommen, daß mit dem Übergang vom Alt- zum Mittelenglischen der Wandel des Englischen von der VL-Stellung hinweg (bzw. von OV- nach VO-Stellung) vollzogen ist.[46] Diese Entwicklung dürfte etwa in der zweiten Hälfte des 12. Jh. abgeschlossen gewesen sein.[47] Nach dieser Zeit weist der selbständige DS des Englischen i.d.R. V2-, u.U. auch V3-Stellung auf.[48] So entspricht die Verbstellung des Frühneuenglischen, d.h. des Englischen ab ca. 1500 (s. etwa van Kemenade 1994:110) im Prinzip der des heutigen Englisch, d.h. der selbständige Satz zeigt V2- oder V3-Stellung.[49] Der Verlust der eventuell früher vorhanden gewesenen sog. V2-Beschränkung des Englischen wird auf einen Zeitraum angesetzt, der einige hundert Jahre nach dem typologischen Wandel OV zu VO liegt und den Übergang vom Mittel- zum Frühneuenglischen markiert: “Verb second was lost at the close of the Middle English period” (van Kemenade 1994:135).[50]
Mit diesem sehr groben Überblick sollen die Verbstellungsverhältnisse im selbständigen DS der germanischen Sprachen als in erster Annäherung erfaßt gelten. Damit ist der Hintergrund gegeben, vor dem im nächsten Abschnitt die V1-Stellung im selbständigen DS der germanischen Sprachen untersucht werden kann.
[1]Wie bekannt hält sich die VL-Stellung in mehreren Sprachen bis auf den heutigen Tag im eingebetteten Satz; so im Deutschen, Niederländischen, Friesischen und im Afrikaans.
[2]Sie können u.U. in der Poesie, in Sprichwörtern u.ä. vorkommen.
[3]In diesem Sinne auch Reis (1909:218). Ries (1907:26) scheint zur Annahme zu neigen, daß zumindest im frühen Althochdeutsch die V2-Stellung noch nicht ausschließlich vorgeherrscht habe. Vgl. a. Schrodt (1983:126), Krauel (1989).
[4]Im althochdeutschen Isidor ist die V2-Stellung die Regel; vgl. Rannow (1888:112ff.), Reis (1901:219), Fourquet (1938:132, 156), Ebert (1978:37f.). So auch im althochdeutschen Tatian, s. Ruhfus (1897:73), Reis (1901:215), vgl. Sonderegger (1987:100ff.). Dieselbe Tendenz findet sich im Werk Otfrids, s. Erdmann (1874), Ohly (1888). Auch bei Notker ist V2 die grundlegende Stellung im selbständigen DS, s. Reis (1901:215), Lenk (1910:280), Lawson (1973:65), Bolli (1975:5ff., 155ff.), Näf (1979:114, 146), Penzl (1986:101), Valentin (1994:284ff.).
[5]Vgl. z.B. Maurer (1924:154): “mit Prosa sind wir allerdings für diese Zeit schlecht daran”. – Im Spätmittelhochdeutschen wächst dann allerdings die Anzahl auch der Prosatexte (vgl. z.B. Schieb 1970:348f.).
[7]Auch die z.Zt. neueste, die 23. Auflage der Paulschen Grammatik, Paul/Wiehl/Grosse (1989), verzichtet auf ein Kapitel zur Wortstellung (s. ebd.:§ 301).
[8]So u.a. auch McKnight (1897a:165), Paul (1911:88f.), Biener (1922b:175), Maurer (1926:182), Horacek (1953:275), Reis (1974:317), de Boor/Wisniewski (1984:164), Grosse (1985:1157), Penzl (1989:120).
[9]So auch Penzl (1984:126).
[10]So auch Smith (1971:130ff.), Rauch (1992:24). Hopper (1975:83f.) setzt allerdings SOV, d.h. den Typ mit VL-Stellung, als “the basic clause type” des As. an. Der eingebettete Satz weist häufig VL-Stellung auf. Nach Ries (1880:109) ist im As. des Hêliand bereits ein deutlicher Unterschied in der Verbstellung des selbständigen bzw. des eingebetteten Satzes feststellbar. S. mit statistischen Angaben Ries (ebd.), Högberg (1915:23); vgl. a. Fourquet (1938:200), Smith (1971:178ff.), Hopper (1975:84)
[11]Das Ostjiddische bildet die wichtigste Grundlage des heutigen Jiddisch; wo hier vom Jiddischen gesprochen wird, bezieht sich dies, soweit nicht anders vermerkt, auf das Ostjiddische bzw. das daraus entstandene heutige Jiddisch.
[12]S. z.B. Weinreich (1971:33, 330, 1980:22f., 32), Birnbaum (1979:92), Hall (1979:254ff.), Waletzky (1980:237), Kiefer (1985:1209), den Besten/Moed-van Walraven (1986:111f.), Diesing (1990a:41ff.), Geilfuß (1990:170), Miner (1990:123), Jacobs/Prince/van der Auwera (1994:409). – V2-Stellung im eingebetteten Satz ist unter den heutigen germanischen Sprachen eher ungewöhnlich.
[13]S. Birnbaum (1979:92), Santorini (1993:242). Belege etwa bei Santorini (1992:606f., 1995:60).
[14]Vgl. die soeben angeführte Literatur. – Als abstrakte, “tiefenstrukturell” vorliegende Abfolgen sind zuweilen auch SOV bzw. VSO vorgeschlagen worden; vgl. für SOV Geilfuß (1990), für VSO Hall (1979:261, 283).
[15]S. Santorini (1992:598, Anm. 6, 1993:235ff., 1995:59ff.). Noch im heutigen Jidd. finden sich deutliche Reste einer älteren SOV-Abfolge; s. v.a. den Besten/Moed-van Walraven (1986:116ff.), Jacobs/Prince/van der Auwera (1994:411).
[16]Nach van Kerckvoorde (1993:1) und Burridge (1993:4f.) kann man für die mnl. Zeit in etwa die Jahreszahlen 1160/70 bis 1500 ansetzen; ähnlich van Loey (1970:253), Donaldson (1983:127).
[17]Damit ist gemeint, daß die V2-Beschränkung im Mnl. nicht gleichermaßen strikt galt wie im modernen Nl. Vgl. hierzu auch Burridge (1993:206), Gerritsen (1980:Anm. 2). Im mnl. Korpus Burridges (vgl. 1993:25f.) beispielsweise zeigen mehr als 91% aller selbständigen DS V2-Stellung. Weerman (1989:160ff.) weist darauf hin, daß es für das Mnl. sowohl (S)VO- als auch (S)OV-Evidenzen gebe; er gibt jedoch in seiner Analyse (S)OV als der abstrakt zugrundeliegenden Stellung den Vorzug (ebd.:163).
[18]S. überblickshalber etwa van de Velde (1972), Jansen (1981:52ff.), Donaldson (1983:70ff.), ANS (1984), De Schutter (1994). – Als abstrakt zugrundeliegende Struktur des heutigen Nl. wird – analog zum Deutschen – spätestens seit Koster (1975) meist SOV angenommen; vgl. u.a. van Kemenade (1987:46), Jordens (1990:1407), De Schutter (1994:466). Anders im sog. minimalistischen Rahmen z.B. Zwart (1993).
[19]Vgl. u.a. Ponelis (1979:Kap. 21, 1993:315ff., 339f.), Waher (1982:72), Donaldson (1993:Kap. 12, 1994). – Zur abstrakt zugrundeliegenden Wortstellung äußert sich Waher (1982:52) wie folgt: “it is generally accepted that Afrikaans is to be considered an SOV language”.
[20]S. de Haan (1983:37), de Haan/Weerman (1986:78f. sowie Anm. 2), van der Meer (1988:325f.), Hoekstra/Tiersma (1994:523ff.). – Als abstrakt zugrundeliegende Wortstellung wird vielfach SOV angenommen; vgl. de Haan (1983:38), de Haan/Weerman (1986:78, 89) sowie Hoekstra (1992:101).
[21]S. Wessén (1965:224), Faarlund (1994:66).
[22]Neckel (1908:476) betrachtet diese Stellung im Altnordischen als aus dem Urgermanischen ererbt. Ähnlich auch Lollesgaard (1920:9), Larsson (1931:37), Faarlund (1994:67). Vgl. a. Braunmüller (1982:138f., Anm. 9), Penzl (1994:18, 77).
[23]S. weiter Rooth (1984) und dort verzeichnete Literatur.
[24]Nordwestgermanisch im Sinne Antonsens “can be considered the parent language […] of the later Scand[inavian]” (Antonsen 1975:26).
[25]Belege u.a. bei Lollesgaard (1920:7f.), Salberger (1950), Wessén (1965:224), Smith (1971:157), Antonsen (1975), Ureland (1978, 1989:272, Anm. 2, Anm. 3).
[26]So auch Nygaard (1900:211), Biener (1922b:168), Dressler (1969:17), Smith (1971:157), Stockwell (1977:291), Ebert (1978:36), Bleckert (1993:32, 38). Vgl. a. McKnight (1897a:172ff.), Wenning (1930:3), Ureland (1978).
[27]Diese ist schon früh belegt. Ureland (1989:254) geht für das “Proto-Scandinavian” von einem Nebeneinander von V2- und VL-Stellung aus; ebenso Behaghel (1932:13f.). Vgl. a. Lollesgaard (1920:9), Salberger (1950:11), Wessén (1965:223), Ureland (1978), Nyström/Saari (1983:19).
[28]So z.B. Nygaard (1900:219, 1905:344), de Boor (1922:5), Larsson (1931:37), Åkerlund (1935:121), Smith (1971:97ff.), Antonsen (1975:25), Friedrich (1976:471), Jörgensen (1987:118, 127), Spurkland (1989:137), Ureland (1989:254ff.), Faarlund (1994:64). – Faarlund (1994:66) nimmt weiter für das Altnordische das Vorliegen der sog. V2-Beschränkung an: “The verb-second constraint can be said to be absolute in Old Scandinavian”.
[29]Im eingebetteten Satz folgt das Altnordische diesem Muster des selbständigen Satzes und geht dort ebenfalls dazu über, das Verb an die zweite Stelle zu stellen – wobei die Konjunktion des eingebetteten Satzes hier natürlich nicht als Satzglied gezählt wird; ansonsten müßte man von Stellung an dritter Stelle sprechen. S. Nygaard (1900:231, 1905:344), Jörgensen (1987:123f.), Faarlund (1994:67).
[30]Die ältesten Texte in dänischer Sprache stammen nach Haberland (1994a:313) aus der Zeit um 1200.
[31]Vgl. Lollesgaard (1920:16ff.), Wenning (1930:8f.).
[32]S. Barnes/Weyhe (1994:190).
[33]S. a. Nygaard (1900:215, 1905:344), Heusler (1962:169), Rieger (1968:92), Kossuth (1980:134), Platzack (1985). Zur Verbstellung im eingebetteten Satz, vgl. Nygaard (1905:344f.), Neckel (1908:476), Kuhn (1933:58ff.), Heusler (1962:170ff.).
[34]Vgl. Thráinsson (1984:2, 1986:170f., 1994:181), Rögnvaldsson/Thráinsson (1990:3f.), Sigur›sson (1990:43f.).
[35]Vgl. etwa Vinje (1979), Christoffersen (1980:118), Spurkland (1989:137), Lie (1990), Askedal (1994). Zum dialektalen Fortleben von Resten älterer VL-Stellung im Norwegischen s. Aasen (1864) und v.a. Iversen (1929).
[36]So z.B. de Boor (1922:5), Wenning (1930:4), Larsson (1931:41), Åkerlund (1935:121, 135, 205), Wenning (1944:25), Wessén (1965:224); in den ältesten Runeninschriften aus der Zeit zwischen etwa 800 und 1100 u.Z. finden sich zuweilen noch VL-Belege, vgl. de Boor (1922:9), Wessén (1965:224), Bleckert (1993:37f.). Auch im eingebetteten Satz nimmt das finite Verb in zunehmendem Maße eine nicht-letzte Stelle in Satz ein. So z.B. Åkerlund (1935:121, 242, 1944:1); vgl. Larsson (1931:72ff.).
[37]Zur Verbstellung im Schwedischen vgl. u.a. Thorell (1973:226ff.), Jörgensen/Svensson (1986:136ff.), Platzack (1986), Holmes/Hinchliffe (1994), Andersson (1993:138ff., 1994:302f.), SAG (i.V.).
[38]Zu dialektalen Resten der älteren VL-Stellung v.a. in eingebetteten Sätzen s. Levander (1909:122), Bleckert (1993:39).
[39]So z.B. Hopper (1975:82ff.), Lightfoot (1977:210), Stockwell (1977), Bean (1983:84), van Kemenade (1987:14ff., 1993, 1994:135), Koopman (1990:22), Stockwell/Minkova (1991:376, 399), Traugott (1992:274), Demske-Neumann (1994:42ff.), Kiparsky (1995:152f.). S.a. die Überblicke in Pintzuk (1991:64ff.), Fischer (1992:370ff.), Denison (1993:27ff.), Lass (1994:216ff.). – Anders etwa Friedrich (1976:471), D.A. Schmidt (1980:66), Reddick (1982).
[40]S. Yoshida (1982:334f.), Bammesberger (1992:60).
[41]Jeweils ein Beispiel: Her Claudius ofler Romana cyninga Bretene lond gesohte. ‘In this year Claudius, the second Roman king, sought the land of the British.’ (Chron A 6.23-24 (47), Reddick 1982:42); (him eac geheton) flæt hiera kyning fulwiht onfon wolde ‘((they) him also promised) that their king baptism receive would’ (ASC A878.21, Bean 1983:94). Vgl. u.a. Sweet (1898:6), Ries (1907), Hübener (1916:289ff.), Lollesgaard (1920:6f.), Redin (1925:203), Curme (1931:351f.), Behaghel (1955:259), Quirk/Wrenn (1958:94), Bacquet (1962:617ff.), Campbell (1964:193), Shannon (1964:11f., 44), Strang (1970:346), Hopper (1975:52f., 83ff.), Stockwell (1977:305), Bean (1983:passim), Mitchell (1985:965ff., 981f.), Mitchell/Robinson (1986:64), Weerman (1989:181), Stockwell/Minkova (1991:passim), Robinson (1992:164ff.), Kiparsky (1995:141), Weimann (1995:136).
[42]Diese Entwicklung beginnt wohl zuerst im selbständigen Satz und greift dann später auch auf den eingebetteten Satz über. Vgl. die gründliche Diskussion zur Chronologie dieser Entwicklung in Stockwell/Minkova (1991); s. ebenfalls die dort angeführte Literatur. Vgl. Lightfoot (1977:197), Penzl (1994:76ff.).
[43]S. Smith (1893), Sweet (1898:5f.), Curme (1931:352), Fourquet (1938:193), Quirk/Wrenn (1958:92), Strang (1970:101, 348), Kohonen (1978:14), Bean (1983:66, 130), Mitchell (1985:962), Traugott (1992:276ff.), Lass (1994:224).
[44]Vgl. Stockwell (1977), Kohonen (1978:133), Ramat (1981:197), Stockwell/Minkova (1991:399), Danchev (1991), Lass (1994:225). – Nach Stockwell (1977) verlief dieser Wandel von VL über ein V1-Stadium zum Endresultat Mittelstellung. Breivik (1989:60) möchte nicht ausschließen, daß V1-DS des Altenglischen als “relics from the VSO stage” zu betrachten sind.
[45]So etwa van Kemenade (1987:42ff., 1993, 1994:132ff.), Minkova/Stockwell (1992:148), Platzack (1995b). Es muß jedoch betont werden, daß diese Beschränkung sowohl in sog. SVO- (vgl. etwa Skandinavisch) als auch in sog. SOV-Sprachen (vgl. u.a. Deutsch) vorliegen kann. Ihr Vorkommen läßt an sich keine definitiven Schlüsse auf eine abstrakt zugrundeliegende Verbstellung zu (vgl. van Kemenade 1987:174f., 1993:236). Zur Schwäche der V2-Beschränkung im Altenglischen vgl. auch die sehr vorsichtigen Formulierungen bei Stockwell (1984:576), Minkova/Stockwell (1992:143), Lass (“This tendency was never as strict in O[ld] E[nglish] as it later became in the other Germanic languages”, 1994:225). Vgl. a. Bean (1983:79), Denison (1987:151), Weerman (1989:182), Traugott (1992:275f.), Breivik/Swan (1994:14).
[46]Vgl. die oben erwähnte Literatur.
[47]Vgl. Kohonen (1978:133): “the SXV–SVX shift was essentially completed by ca. 1200”. S.a. Fries (1940:203), Mitchell (1964:143), Kohonen (1978:133), Stockwell/Minkova (1991:395), Minkova/Stockwell (1992:151), Denison (1993:34, 58), van Kemenade (1987:175ff., 1994:137), Breivik/Swan (1994:36), Kiparsky (1995:152).
[48]Von einem Fortleben der oben erwähnten V2-Beschränkung noch im Mittelenglischen gehen u.a. aus: van Kemenade (1987, 1993, 1994), Fischer (1992), Platzack (1995b). Im eingebetteten Satz hält sich die VL-Stellung etwas länger als im selbständigen (vgl. Stockwell/Minkova 1991:382); ihre Frequenz nimmt aber auch hier rasch ab. S. Shores (1971:90), Fischer (1992:373), Penzl (1994:88).
[49]Zu einigen Unterschieden im Detail vgl. Jacobsson (1951), Traugott (1972:160f.), Breivik/Swan (1994)
[50]Vgl. Kohonen (1978:133), D.A. Schmidt (1980), van Kemenade (1987:174ff.), Stockwell/Minkova (1991:395), Denison (1993:52), Breivik/Swan (1994:36). Die Entwicklung wird zuweilen auf den Einfluß des Französischen zurückgeführt; vgl. Ureland (1978:138, Anm. 2).
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